Die ehemalige Hof- und Stadt-Apotheke von Gochsheim
Seit 340 Jahren existierte die Stadt- Apotheke Gochsheim auf den Grundmauern des früheren "Mentzinger Hofes" aus 1566.
Nach dem Ruhestand unserer letzten Apothekerin, fand sich 2019 leider keine Nachfolge mehr, sodass der Plan für ein kleines Apothekenmuseum entstand.
Dort wollen wir im Zusammenwirken mit zwei Historikerinnen die Geschichte von Apotheke und Anwesen ausführlich dokumentieren und die Forschungsergebnisse auch der Stadt Kraichtal zur Verfügung stellen. Dazu wurde auch in staatlichen Archiven "gestöbert".
Gerne erhalten Sie bei uns weiteres Material zur Historie: So legen wir beispielsweise aus Anlass der Eröffnung des Apothekenmuseums Gochsheim eine Broschüre neu auf, die zum 300. Geburtstag im Auftrag des damaligen Apothekers Werner Meister veröffentlicht wurde.
Die heutige ehemalige Stadtapotheke gehörte ursprünglich mit dem darunter liegenden Anwesen Hauptstr. 97 zum Hof des Freiherrn von Mentzingen (entstanden 1566). Das Privileg eines Hof- und Stadtapothekers sicherte dem Inhaber das alleinige Recht zu, die Stadt mit Arzneien zu versorgen und mit Gewürzen und „Specereien“ zu handeln.
1682 wird als Gründungsjahr für die Stadtapotheke in der Denkmalliste genannt. Bereits 7 Jahre später, im Jahr 1689 wurde Gochsheim durch die Franzosen nieder gebrannt. Unmittelbar danach begann der Wiederaufbau. Die Hof- und Stadtapotheke musste samt dem Kellergeschoss neu aufgebaut werden, das bezeugt die Jahreszahl im Keller 1710. Besitzer des Hauses war Joh. Ernst Salzer, Stadtapotheker aus Bretten.
Am 20.09.1725 erteilte die Herzogin Witwe dem Schwiegersohn des Apothekers Salzer, Ferdinand Gottfried Neuffer aus Göppingen das Churfürstliche Privileg für die Hof- und Stadtapotheke in GochsheimEr führte die Apotheke bis ins Jahr 1732.
Im Jahre 1739 kam es erneut zu einem Brand: Dienstag, den 25. August 1739 brach vormittags zwischen 9 und 10 Uhr im Heckischen Haus ein Feuer aus, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Rathaus und Pfarrhaus, sowie umgeben von sechs Scheunen. Angefüllt mit Holz, Heu, Stroh und Getreide brannten diese lichterloh und das Feuer griff rasch auf das benachbarte Rathaus, das Pfarrhaus, das Schulhaus, die Kelter und die Kirche mitsamt Kirchturm über. Von der Kirche ausgehend entzündete das Feuer die umstehenden Häuser: das Heinrichische Präzeptorat-Diakonat, das Amthaus, die „schöne Apotheke“ und weitere Häuser in der Zeile, so dass insgesamt 75 der vornehmsten Gebäude des Ortes in Flammen aufgingen und komplett abbrannten. An diesem Dienstagmorgen befand sich kaum jemand am Ort, der hätte löschen können.
Als die ersten alarmiert herbei kamen brach ein Tumult aus, weil jeder seine eigene Habe retten wollte. Die Löscharbeiten gestalteten sich außerdem schwierig, weil die Brunnen schnell erschöpft waren, die Lösch-Spritzen fehlten und ein starker Ostwind das Feuer vorwärts trieb. Der damalige Pfarrer Brotbeck hat die Beschreibung des Feuers und die danach gehaltene Predigt drucken lassen. Er nennt es das „Feuer des Herrn“.
1745 wurde anstelle der verbrannten Kirchenbücher ein neues Familienbuch angelegt. Aus diesem geht hervor, dass die Einwohnerschaft von Gochsheim zum großen Teil aus Zugezogenen besteht. Unter anderen wird ein Friedrich Gmelin, Apotheker, geb. 1699 zu Stuttgart genannt. Bei Rudolf Herzer sind zu Friedrich Gmelin die Daten 1733 – 1745, sowie 1745 – 1774 aufgeführt. 1745 dürfte die Apotheke demnach wieder aufgebaut gewesen sein.
Christine Englhardt Dipl.- Restauratorin, Bad Dürkheim
Auszug: Befundaufnahme Alte Stadtapotheke, Hauptstr. 99, 76703 Kraichtal-Gochsheim. Siehe auch Broschüre zum 300. Jubiläum der Stadt- Apotheke, neu aufgelegt vom „Alte Stadt- Apotheke Gochsheim - Museum & Kultur e.V. 2022.
Das Gutachten Engelhardt im Auftrag und mit freundlicher Überlassung des Eigentümers Prof. Henning Baurmann, Heidelberg
Außerdem haben wir die ausführliche Broschüre zum 300. Apothekenjubiläum nachgedruckt, die vom damaligen Apotheker
Werner Meister veröffentlicht worden war. Sie ist zum Selbstkostenpreis von 7.-- € erhältlich.
Geplante Dauerausstellungen
Herbarium von Rita Link
Ein interessanter Teil unserer Sammlung zur Apotheke ist das Herbarium von Rita Link, Gochsheim, das sie uns freundlicherweise zur Verfügung stellt. Dies wird geschützt unter Glas zu sehen sein. Einzelne Seiten mit Erläuterungen sind kopiert verfügbar und können vor Ort gemütlich bei einer Tasse Kaffee betrachtet werden. Eine digitale Version von dem Herbarium ist in Planung.
Was ist ein Herbarium?
Ein Herbarium oder Herbar (von lateinisch herba „Kraut“) ist eine Sammlung konservierter (meist getrockneter und gepresster) Pflanzen bzw. Pflanzenteile für wissenschaftliche Zwecke oder auch für die Liebhaber-Beschäftigung mit der Botanik. Wissenschaftliche Herbarien haben mitunter auch Teilsammlungen nasskonservierten Materials (in Alkohol) oder Holzsammlungen.
Einzelne Pflanzen bzw. ihre Teile sind dabei als Einheit erkennbar auf einem Herbarbogen aufgeklebt (Herbarbeleg). Sie sollten von einem Aufsammlungsereignis stammen und die Fundumstände dokumentiert sein. (aus Wikipedia)
Sammlung Hajo Rheinstädter „Kuriositäten“
Der verstorbene Architekt Hajo Rheinstädter hat viel für die Gochsheimer und Kraichtaler Denkmalpflege getan (Trockenmauern, Ruine Wasserschloss Menzigen etc.). Ihn wollen wir wegen seiner Verdienste auch ohne unmittelbaren Apothekenbezug würdigen.
Aus Alltagsgegenständen formte er Figuren, oft mit satirischen und politischen Anspielungen. Es lohnt sich, auf deren Details zu achten. Die kleinen Kunstwerke werden wir Ihnen in einem eigenen Raum zeigen können.
Seine Frau Edda Rheinstädter, ebenfalls lange Jahre in der Denkmalpflege engagiert, ist deshalb auch eine wichtige Förderin und Mitglied unseres Vereins „Alte Stadt-Apotheke Gochsheim - Museum & Kultur e.V.“ geworden. Herzlichen Dank!